11. Halbjahresbericht

1. Mai 2022 bis 30. September 2022

Sehr geehrte Damen und Herren,
hinter der Bühnenbaustelle liegt ein höchst bewegtes halbes Jahr mit Herausforderungen auf den verschiedensten Ebenen.

Die sicherlich gravierendsten Veränderungen ereilten uns auf der Kostenseite. Die Inflation lag schon in den letzten Jahren in der Baubranche über der durchschnittlichen Teuerungsrate, aber die durch den Ukrainekrieg getriebene Kostenentwicklung bei Energie und Material schlägt auch bei uns in vollem Umfang durch. Lag der Zwischenstand der Herstellkosten vor einem halben Jahr noch bei 620 Mio. Euro, und damit nahe an den am 31.12.2020 prognostizierten 618 Mio. Euro, so stehen wir am 30.09.2022 bereits bei 636 Mio. Euro. Eine Steigerung von 16 Millionen Euro innerhalb von sechs Monaten trotz unveränderter Intensität der Baubetriebs. Die Kostenprognose inklusive aller bekannten Risiken stieg im gleichen Zeitraum von 643 Mio. Euro auf 655 Mio. Euro. Die Preissteigerungen sind eine Herausforderung für alle, für uns als Bauherrn genauso wie für die beteiligten Firmen. Deren Preise von 2020 sind angesichts einer Inflationsrate von rund 20% im Baugewerbe (Quelle. Statistisches Landesamt NRW) nicht mehr auskömmlich. Um Kündigungen, Insolvenzen und langwierige Verhandlungen über Nachträge zu vermeiden, haben wir auch den Firmen, die noch keine indexierten Verträge haben, eine solche Regelung angeboten. Diese sieht vor, dass sich die in den Verträgen vereinbarten Preise automatisch an die vom Statistischen Bundesamt ermittelte Inflationsrate für das Baugewerbe anpassen. Dadurch werden Kontinuität im Projekt gesichert und eine Flut von Nachträgen bzw. neuen Ausschreibungen vermieden. Unter dem Strich aus unserer Sicht der wirtschaftlichste Weg im Umgang mit dieser besonderen Lage. Auf der Kostenseite wird sich diese Regelung jedoch deutlich abbilden. 

Hinzu kamen unvorhergesehene, zusätzliche Aufgaben in Schächten, unter Decken und hinter Wänden, die vorher nicht sichtbar und somit nicht planbar waren. Daraus entstand in der Folge auch zusätzliche Arbeit, die ebenfalls zu den Kostensteigerungen beitrug.

Wir überprüfen gerade jede einzelne unserer Kostenpositionen und werden mit den Ergebnissen zum 31.12.2022 unsere Kostenprognose nochmals nachschärfen.

Das ist dann rund 15 Monate vor unserer Schlüsselübergabe an die Bühnen am 22.03.2024. Im Baubetrieb sind im Bereich der Haustechnik die ersten Inbetriebsetzungen erfolgt. Diese sind ein Funktionstest der einzelnen Anlagen nach dem Einbau. Nach aktueller Planung sollen die Inbetriebsetzungen Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein. Hieran schließen sich die Inbetriebnahmen an, in denen das Zusammenspiel der Anlagen (z.B. Lüftung und Wärme) geprüft und gesichert wird. Im September mussten wir bei den Bauabläufen nachsteuern, weil wir bei einer turnusgemäß stattfindenden Kontrolle der Termine feststellten, dass durch Verzüge in Teilbereichen es am Ende der Bauzeit zu einer Ballung von Arbeiten gekommen wäre die im Ablauf nicht realisierbar gewesen wären. Der Schwerpunkt liegt im Bereich der Haustechnik deshalb nun auf der Fertigstellung der sicherheitsrelevanten Gewerken bis Juni 2023. Ohne deren Abnahme durch die entsprechenden Sachverständigen ist in den Theatern kein Spielbetrieb mit Publikum möglich. Elemente der Haustechnik, die nicht sicherheitsrelevant sind und Ausbauarbeiten im Hochbau können auch später noch stattfinden. Wir warten gerade auf die entsprechend modifizierten Ablaufpläne und erwarten durch diese Justierungen unser prognostiziertes Datum der Schlüsselübergabe im März 2024 zu erreichen. Die Projektrisiken konnten wir zum 30.09.2022 abermals senken, dieses Mal um 1,7 Mio. Euro.

Im letzten halben Jahr haben zwei auf der Bühnenbaustelle unter Vertrag stehende Firmen Insolvenz angemeldet: Ein Unternehmen, dass Komponenten der Bühnentechnik herstellt bzw. einbaut und die Firma, die die Arbeiten an der Klinkerfassade abschließen sollte. Ein Großteil dieser Arbeiten muss neu ausgeschrieben werden, was aber aus heutiger Sicht ohne Verzüge für das Gesamtprojekt machbar ist. Für die nächsten Monate stehen ohnehin noch diverse Vergaben an, wie z.B. für die Grünbedachung und die Schließanlage. Der Vergabebeschwerde eines Bieters wurde von der Vergabekammer entsprochen, das Unternehmen bekam den Auftrag.

So bleibt als Fazit, dass auf der Bühnenbaustelle in den letzten sechs Monaten klar Fortschritte Richtung Schlüsselübergabe zu erkennen sind. Es haben sich aber auch vorher nicht absehbare Schwierigkeiten in den Abläufen gezeigt und deutliche Kostensteigerungen ergeben. Wir als Bauteam sind uns aber immer bewusst gewesen, dass uns Risiken und unerwartete Probleme bis zum Projektende begleiten werden, wie es bei Großprojekten an der Tagesordnung ist. Die näher rückende Schlüsselübergabe lässt sich auch an den Umzugsvorbereitungen der Sparten Richtung Offenbachplatz ablesen. Nun gibt es Besprechungen zur Büroverteilung, zur Möblierung der Büros, etc. Der Wiedereinzug an den Offenbachplatz bedeutet schließlich den gemeinsamen Umzug von mehr als 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bühnen, also ein Großprojekt im Großprojekt. 

Soweit der Projektstand in Kürze zum 30.09.2022. Wir werden Sie auch in Zukunft hier weiter über die Entwicklung der Bühnenbaustelle auf dem Laufenden halten. 


Mit freundlichen Grüßen


Bernd Streitberger
Technischer Betriebsleiter Bühnen Köln

Sollten Sie Fragen zur Bühnensanierung haben, die wir in diesem Bericht nicht thematisiert haben, schreiben Sie uns gerne eine Mail an sanierung@buehnen.koeln. 

Termine und Anmeldemöglichkeiten zu unseren Baustellenführungen finden Sie hier auf unserer Website.
 

Fotos @ Jo Fober